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MUSIK von VoltaireOnline.eu
BLUMFELD von Astrid Sigglow Hamburg und die Musik Wie Tocotronic und Die Sterne gehören Blumfeld zur Hamburger Schule, die sich durch sozialkritische Texte auf deutsch und Indierock auf Independant-Labeln auszeichnet. Die Gruppe Blumfeld wurde im Jahr 1990 von Jochen Distelmeyer, dem charismatischen Sänger und Gitarristen der Band, André Rattay ( Schlagzeug), und Eike Bohlken (Bass) gegründet. Zusammen veröffentlichen sie 1991 die erste Single "Ghettowelt", die gleich von Kritikern hoch gelobt wird. Ein Jahr später folgt das erste Album: "Ich Maschine", das ein großer Erfolg für die Musiker war. Weitere Singleauskopplungen folgen und eine bedeutende Band Deutschlands nimmt ihren Platz in der Musikszene ein. Für ihr zweiten Album "L'État et moi", das 1994 erscheint, arbeiten die Musiker nicht nur mit ihrem alten Independant-Label Zickzack, sondern auch mit dem englischen "Big Cat"-Label zusammen und veröffentlichen nun ihre Platte weltweit. Durch Tourneen in der Welt haben Blumfeld eine größere Fangemeinde gewonnen - sie finden sich sogar in den amerikanischen College-Radio-Hits wieder! Stress und Ausstiege Nach all dem Stress der langen Tourneen steigt Eike Bohlken aus. Blumfeld muss sich neu orientieren. Der Bassist Peter Thiessen steigt bei Blumfeld ein und Michael Mühlhaus, der ab sofort für alle Tasteninstrumente zuständig ist, vergrößert die Gruppe. In dieser Neubesetzung spielen sie 1999 das neue Album "Old Nobody" ein, ein weiteres Beispiel der erfolgreichen Kooperation mit beiden Labeln. Vor allem das Lied "Tausend Tränen tief" läuft im Radio und im Musikfernsehen ohne Unterbrechung. 2001 folgt dann das Album "Testament der Angst" mit den Singles "Graue Wolken" und "Die Diktatur der Angepassten". Um der großen Nachfrage entgegenzukommen und inmitten des aktuellen Erfolges auch auf ältere Titel hinzuweisen, bringt die Band Blumfeld 2002 ein Album mit Singles heraus, die bis dahin nur als Vinyl-Schallplatte erhältlich waren. Doch sortiert sich Band schon wieder neu: Peter Thiessen verlässt diese, um sich seiner anderen Band "Kante" zu widmen. Michael Mühlhaus übernimmt zunächst den Bass. In dieser Kombination erscheint das Album "Jenseits von Jedem" 2003, das auch sofort in die Top Ten einsteigt. Als Verstärkung steigt Vredeber Albrecht für die Tasteninstrumente ein- dafür steigt dann Markus Mühlhaus wieder aus und wird von Lars Precht ersetzt. 2006 erscheint das Album "Verbotene Früchte". Nach all diesem personellen Chaos kommt dann zu Beginn dieses Jahres Neuveröffentlichungen erster Alben auf den Markt, die mit unbekanntem Material aus Studios und neuen Songs begeistern. Ein Live-Album gibt den daheim gebliebenen Fans außerdem Eindrücke von Konzerten. Der moderne Mensch ist einsam Der Stil Blumfelds lässt sich am ehesten als Indie-Pop bezeichnen, der besonders durch die Texte von Jochen Distelmeyer geprägt ist. Der literarische Anspruch ihrer Musik wird unterstrichen durch die Wahl ihres Bandnamens, "Blumfeld" ist eine Figur Franz Kafkas. Die Frage nach dem Orientierungs- und Bedeutungsverlust des Einzelnen in größeren, kollektivistischen Zusammenhängen, sei es in der kafkaesken Bürokratie oder in der modernen Konsumgesellschaft verknüpft den Schriftsteller Kafka und die Band Blumfeld. Einsamkeit, Protest und Liebe in dieser Gesellschaft sind die durchgängigen Themen der Lieder. Aufgrund der verschachtelten Sprache und der elaborierten Gesellschaftskritik Distelmeyers wird Blumfeld gerne als die typische Intellektuellen-Musikgruppe Deutschlands betrachtet. Doch damit ist nun Schluss: Die Band gab Anfang 2007 ihre Auflösung bekannt. Es bleibt die Erinnerung an eine der bedeutesten deutschen Bands, deren Songtexte Poesie waren und die sich gekonnt an der Grenze zwischen Schlager und intelligenter Popmusik bewegte. Wir haben für euch die lesenswerten Texte "Die Diktatur der Angepassten"" und "2 oder 3 Dinge, die ich von Dir weiß" abgedruckt. Die Diktatur der Angepassten Ich seh die Leute in den Straßen die Diktatur der Angepassten In den Städten und den Dörfern leben sie und ihre Lügen Lügen, Lügen, Lügen Männer, Frauen, Junge, Alte in den Büros und den Fabriken an den Schulen und zu hause lassen sich für dumm verkaufen, kaufen, kaufen, kaufen Ihr habt immer nur weggesehen es wird immer so weitergehen gebt endlich auf - es ist vorbei! Ihr habt alles falsch gemacht habt Ihr nie drüber nachgedacht ? gebt endlich auf- es ist vorbei ! Im Norden, Süden, Osten, Westen die Diktatur der Angepassten das Geld vibriert und auf den Genchips diktiert ein freier Markt das Leben Leben, Leben, Leben die Medien helfen ihnen beim Dummsein ein starker Staat hilft ihnen beim Stummsein die Leute wollen unter sich sein und gehen dafür über Leichen Leichen, Leichen, Leichen Ihr habt immer nur weggesehen es wird immer so weitergehen gebt endlich auf - es ist vorbei ! Ihr habt alles falsch gemacht habt Ihr nie drüber nachgedacht ? gebt endlich auf - es ist vorbei ! Ich seh die Leute in den Straßen die Diktatur der Angepassten Millionen sind durch sie gestorben sie lassen hungern, foltern, morden morden, morden, morden sie vergiften alle Flüsse die Luft, den Boden und die Meere und tun so als ob nichts wäre ich hab genug von ihren Lügen Lügen, Lügen, Lügen Ihr habt immer nur weggesehen es wird immer so weitergehen gebt endlich auf - es ist vorbei! Ihr habt alles falsch gemacht habt Ihr nie drüber nachgedacht? gebt endlich auf - es ist vorbei! 2 oder 3 Dinge, die ich von Dir weiß Ein Brief von weit weg so bist Du mir nah und trotzdem nicht hier und doch bist Du da und es glitzert liegt in meinen Händen wir sind politisch und sexuell anders denkend Ein Brief nach weit weg so bin ich Dir nah trotzdem nicht bei Dir und doch bin ich da Schattenentbelte zieh den Wolken voran unkenntlicher wirst Du unkenntlicher feiner feiner ein Faden an den Du herabwillst um unten zu schwimmen da siehst Du Dich schwimmen in Deinen Farben Aus heit'rem Himmel tauchst Du auf und wir jagen durch die Straßen das fühlt sich gut an und wir sehen super aus und wir haben uns was zu sagen. 2 oder 3 Dinge, die ich von Dir weiß Wie das Gelb wandern auch unsere Worte die stottern und stammeln von Dingen und Sachen die den Augenblick machen in dem wir uns fassen als andere Gören in einen Strom ohne Angst einzuflößen Ein Brief von weit weg so bist Du mir nah und trotzdem nicht hier und doch bist Du da und es glitzert liegt in meinen Händen wir sind politisch und sexuell anders denkend |