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MUSIK von VoltaireOnline.eu
Francis CABREL von Astrid Sigglow Bescheidene Musik? Francis Cabrel wird am 23. November 1953 in Agen im Süden Frankreichs geboren und verlebt seine Kindheit in der Nähe von Toulouse. Seine Familie lebt in bescheidenen Verhältnissen, der Vater ist Arbeiter und die Mutter Kassiererin in einer Cafeteria. Der junge Francis Cabrel ist ein schüchterner Schüler, der erst durch die Musik aufblüht. Er hat beim Anhören des Bob Dylan Klassikers "Like a rolling stone" ein Schlüsselerlebnis, das sein gesamtes Leben verändern wird. Die gitarrenzentrierte Folkmusik Dylans wird den Sänger ein Leben lang prägen. So fängt er bereits füh an, selber Lieder zu schreiben, Neil Young, Leonhard Cohen zu singen und findet durch die Musik seinen Weg sich auszudrücken. Nach einigen musikalischen Vorerfahrungen nimmt er 1974 am Wettbewerb eines Radiosenders teil und kommt mit seinem Chanson "Petite Marie", den er für seine Frau Mariette geschrieben hat, in die Endrunde. Der entscheidene Moment scheint gekommen: Francis Cabrel gewinnt den mit 2000 Franc dotierten Preis. 1977 kann der Sänger dann mit "La ville" sein erstes Album aufnehmen. Doch auch wenn er schon damals sein Talent für einfühlsame Melodien beweist, kann er unter Druck des Produktionshauses CBS nicht seine musikalische Persönlichkeit ausdrücken, das Album wirkt daher etwas schwer und bedrückt. Man findet zum Beispiel auf der Platte eine veränderte Version von "Petite Marie", die den Stil des Künstlers verstellt. Francis Cabrel lehnt bis heute diese Version als aufgezwungen ab. Die Karriere geht weiter Ein wenig später, 1979, veröffentlicht Francis Cabrel sein zweites Album "Les chemins de traverse", das seinen Durchbruch bedeutet. Er ist durch die Erfahrung mit der dominanten Plattenfirma gereifter und hat seinen Stil deutlich entwickelt. Der Chanson "Je l'aime à mourir" wird sofort ein Superhit und ist bis heute ein Klassiker des französischen Chansons geblieben. Mit 500 000 verkauften Alben ist aus dem schüchternen Unbekannten ein Star der französischen Musikszene geworden, der im Stil der damaligen Pop-Chanson Musik ein sicheres Gespür für Melodie und Text zeigt. 1980 erscheint das dritte Album "Fragile". Das Lied "L'encre des tes yeux" ist ein erneuter Beweis seiner Kunst, wunderschöne, zarte Liebeslieder zu schreiben, die beinahe den Charakter vertonter Gedichte besitzen. Doch Francis Cabrel kann auch etwas rockiger sein, er trennt sich auf manchen Stücken von seiner akustischen Gitarre udn ersetzt diese durch eine elektrische. Der Sänger hat nichts desto trotz eine so friedvolle Ausstrahlung, sein Aussehen gleicht einem Mosquetaire, der zwischen seinem veträumten Provinzleben und dem aufreibenden Pariser Dasein hin und hergerissen scheint. Seine Nostalgie der Ruhe, des friedvollen Umgangs und der Muße ist vielleicht auch die Grundstimmung seines Albums "Carte postale". Es nimmt eben diese Stimmung auf und zeigt sich kritisch gegenüber der städtischen Aggressivität und Anonymität. Nach all diesem Erfolg, der den Sänger innerlich verändert hat, schneidet dieser sich 1983 die Haare ab, ein neuer Abschnitt beginnt. Francis Cabel äußert sich immer öfter in seinen Lieder zu gesellschaftlichen Problemen. Er singt in seinen regelmäßig erscheinen Alben über die Immigranten Frankreichs und die Probleme der Dritten Welt, kritisiert die männlichen Machtspiele und Rassismus. Gleichzeitig beginnt er seinen allmählichen Rückzug ais dem Rummel um seine Person. "Sarbacane" - ein Zeugnis seines Talents Jahre vergehen bis er sein neues Album "Sarbacane" veröffentlicht. Dieses ist ein ausgereiftes, bis ins Detail der Arrangements durchdachtes Album, das Francis Cabrel teilweise bei sich zu Hause in aller Intimität aufgenommen hat. Es handelt sich wohl um das beste Album des Sängers. Fast zwei Millionen Exemplare werden verkauft, ohne die Singleiennahmen mitzurechnen. Francis Cabrel steckt im Stress zwischen all den Interviews, Autogrammstunden, Konzerten...Er ist nun wirklich ein Riesenstar, mit dem andere Musiker zusammenarbeiten wollen. Gleichzeitig engagiert er sich weiterhin in humanitären Projekten, z.B. für die Restos du Cœur. Eine kleine Konzertreihe mit Dick Rivers in Paris widmet er dem amerikanischen Rock'n'Roll, das Publikum ist begeistert. Nach einer weltweiten Konzerttournee erscheint das Dreieralbum "D'une ombre à l'autre", das Akustikversionen der bekanntesten Lieder auf sich versammelt. Francis Cabrel scheint die Intimität zu brauchen, um seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Der Erfolg nimmt nicht ab Obwohl er seit dem enormen Erfolg unter Druck der Plattenfirmen steht, braucht er lange für das neue Album. Erst 1994 erscheint sein lang erwartetes achtes Album "Un samedi soir sur la terre". Francis Cabrel zeigt sein poetisches Talent, seine Texte gewinnen an Schärfe und Ausdruckskraft. Der Song "Je t'aimais, je t'aime, je t'aimerai" ist eine Art Fortsetzung seines ersten Liebesliedes "Petite Marie", denn der Sänger ist noch immer glücklich mit seiner Frau Mariette verheiratet. Inzwischen haben die beiden zwei Töchter bekommen. Doch besonders der Titel "Corrida" , eine Kritik des grausamen spanischen Stierkampfes aus Sicht eines Stiers, ist bemerkenswert. Musikalisch hat sich Francis Cabrels Stil nicht viel verändert. Es bleibt die Fokussierung auf die Akustikgitarre. Der Sänger gibt erneut eine Vielzahl an Konzerten und erhält den Preis für das beste Album des Jahres. 1995 gründet er zusammen mit Charles Talar ein eigenes Plattenlabel, nimmt Vincent Baguin und Michel Françoise unter Vertrag und kooperiert selber mit anderen Künstlern. Erst 1999 veröffentlicht er sein nächstes Album "Hors Saison", das mit derselben Band den Stil - und den Erfolg ( eine Million verkaufter Platten!) - Cabrels weiterführt. 2000 kommt schließlich ein dreifaches Lievealbum heraus, das die akustische und rockige Stimmung der Konzerte wiedergibt. Ein sympathischer Star Nach und nach ist er einer der französischen Stars geworden, der unermüdlich seinem Stil treu geblieben ist. Sein Album "Les beaux dégâts" im Jahr 2004 erweitert das melodische Repertoire des Künstlers um das Element des Saxophonsn und ist ein erneuter Erfolg; Francis Cabrel geht wieder auf Tour. Diesmal spielt er in kleineren Hallen, doch sind diese natürlich immer ausverkauft. Auch hiervon veröffentlicht er ein Livealbum. Francis Cabrel verkörpert mit seiner Musik den Einfluss des amerikanischen Folkrocks in der französischen Musikszene. Mit seinem südfranzösischen Einschlag, seiner sympathischen Bescheidenheit und der Klarheit seiner Melodien hat er ein riesiges Publikum erobert. Dieses wartet schon sehnsüchtig auf das nächste Album des Künstlers. Hier die Texte von "Petite Marie" und "Corrida": Petite Marie |