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MUSIK von VoltaireOnline.eu
WIR SIND HELDEN von Birgit Holzer Es ist "Heldenzeit" Seit 2003 hat die deutsche Musikszene neue Helden - und selbstironisch nennen sie sich auch so. Innerhalb kurzer Zeit haben "Wir sind Helden" eine riesige Fangemeinde angesammelt und der deutschen und deutschsprachigen Musik zu einer Renaissance verholfen. Dabei wollen sie gar keine Super-Stars sein und sich vor allem nicht von der Pop-Industrie verbiegen lassen. "Wir fühlen uns immer noch wie vier Menschen auf Klassenfahrt, die einfach viel Spass dran haben, Musik zu machen", sagt der Gitarrist Jean-Michel Tourette. Gerade dass sie so authentisch und eigenwillig sind und selbst manchmal über ihren umwerfenden Erfolg zu staunen scheinen, macht sie liebenswert. Inzwischen sind die "Helden" aber längst etabliert. Hiess es im früheren Lied "Heldenzeit" noch programmatisch: "Wir kommen, um die anderen Helden abzumelden", so singen sie auf der zweiten und aktuellen Platte: "Entschuldigung, ich glaub wir sind gekommen, um zu bleiben." Judith Holofernes Und plötzlich waren sie berühmt Die Band "Wir sind Helden" besteht aus vier Musikern. Frontfrau ist die Sängerin und Gitarristin Judith Holofernes, 1976 in Berlin geboren. Sie wuchs in Freiburg auf, wo sie als Teenager mit ihrer Gitarre Musik in den Strassen machte und ein erstes Album aufnahm: "Kamikazefliege". Auch die anderen Bandmitglieder, Bassist Mark Tavassol (geboren 1974 in Bremen), Jean-Michel Tourette (geboren 1975 in Hannover) an Keyboard und Gitarre und der Schlagzeuger Pola Roy (geboren 1975 in Karlsruhe), machten schon früh Musik und spielten in verschiedenen Bands. Erfolgreich waren sie damit aber erst, als sie sich 2000 bei einem Musik-Workshop in Hamburg fanden. Sie wählten Berlin als Zentrum, wo sie ihre erste CD "Die Reklamation" auf eigene Faust herausbrachten. Schnell machten sie Radio- und Musiksender auf sich aufmerksam - und räumten plötzlich einen Musikpreis nach dem anderen ab. So klingen die "Helden" "Wir sind Helden" beschreiben ihren Sound als "synthetischen Punk-Pop", bestehend aus 28 % synthetischer Klänge, 34 % Punk und 38 % Pop. Alle vier Musiker bringen Ideen für die Musik ein, zu der Judith Holofernes dann die Texte schreibt. Da viele Texte Bezug auf aktuelle Strömungen nehmen, gelten "Wir sind Helden" auch als politische Band. "Ich persönlich bin da politisch, wo es um Unabhängigkeit und um Befreiung von Selbstverständlichkeiten und Zwängen geht", so Judith. Vorliebe für Wortspiele: Deshalb geht es in manchen Texten um aggressive Konsum- oder Medienkritik ("Guten Tag", "Zieh dir was an, Mädchen"), um freche Selbstbehauptung ("Gekommen um zu bleiben") - aber es finden sich auch poetisch-melancholische Liebeslieder ("Ausser dir", "Darf ich das behalten"). Auf den ersten Blick wirken die Texte meist eigenartig verschraubt, denn sie sind voller Wortspiele und müssen vom Zuhörer erst entschlüsselt werden: Eine Aufforderung zum Nachdenken. Das Lied "Von hier an blind" gibt es übrigens auch in einer französischen Version namens "Le vide". Aurélie Aurélies Akzent ist ohne Frage sehr charmant Auch wenn sie schweigt wird sie als wunderbar erkannt Sie braucht mit Reizen nicht zu geizen denn ihr Haar ist Meer und Weizen Noch mit Glatze fräß ihr jeder aus der Hand Doch Aurélie kapiert das nie Jeden Abend fragt sie sich wann nur verliebt sich wer in mich Aurélie so klappt das nie Du erwartest viel zu viel Die Deutschen flirten sehr subtil Aurélie die Männer mögen dich hier sehr Schau auf der Straße schaut dir jeder hinterher Doch du merkst nichts weil sie nicht pfeifen und pfeifst du selbst die Flucht ergreifen Du mußt wissen hier ist weniger oft mehr Ach Aurélie in Deutschland braucht die Liebe Zeit Hier ist man nach Tagen erst zum ersten Schritt bereit Die nächsten Wochen wird gesprochen sich auf´s Gründlichste berochen und erst dann trifft man sich irgendwo zu zweit Aurelie so klappt das nie... Aurélie so einfach ist das eben nicht Hier haben andre Worte ein ganz anderes Gewicht All die Jungs zu deinen Füßen wollen sie küssen auch die Süssen aber du du merkst das nicht wenn er dabei von Fußball spricht Ach Aurélie du sagst ich solle dir erklären wie in aller Welt sich die Deutschen dann vermehren wenn die Blumen und die Bienen in Berlin nichts tun als grienen und sich nen Teufel um Bestäubungsfragen scheren élie so klappt das nie... Von hier an blind Zwischen zwei Fragen In der Lücke zwischen zwei Tagen blieb nichts mehr zu sagen Kein Leid mehr zu beklagen und ich Nahm den Wagen Und ging vor ihm auf die Knie Ich sagte: Ich weiß nicht weiter War ich noch nie Ich und der Wagen Und der Bienenschwarm im Magen Und die Straße die zu schlagen war Wir haben uns vertragen aber Vor zwei Tagen Ging der Wagen in die Knie Er sagte Ich weiß nicht weiter War ich noch nie Ich weiß nicht weiter Ich weiß nicht, wo wir sind Ich weiß nicht weiter Von hier an blind Von hier an blind Von hier an Ich und mein Magen Und der Kopf in meinem Kragen gingen blind getragen von zwei Füßen Die nichts sagen Außer: Gib dich geschlagen Und geh endlich in die Knie Ich sagte Ich weiß nicht weiter War ich noch nie. Ich weiß nicht weiter Und keine Tausend Meter draußen vor dem Tor Erklang ein Brausen und es sang ein Männerchor Dann war Stille und dazwischen und davor Setzte die Pause neue Flausen in mein Ohr Und ich Ich weiß nicht weiter |