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MUSIK von VoltaireOnline.eu
MANU CHAO von Christina Kanwischer Eine multikulturelle Kindheit 1961 wurde Manu Chao in einem Pariser Vorort geboren, als Sohn von spanischen Eltern, die vor dem Franco-Regime geflüchtet waren. Sein Vater arbeitete als Journalist und kritisierte die faschistische Diktatur weiterhin von Frankreich aus. Im Hause Chao verkehrten deshalb wichtige diplomatische und intellektuelle Persönlichkeiten aus aller Welt. Dieser Umstand hat Manu Chao schon als Kind ein Verständnis des Weltgeschehens erlaubt, wie es wohl nur wenigen Kindern mitgegeben ist. Unter den Besuchern seiner Eltern waren vor allem Flüchtlinge aus Lateinamerika, die durch ihre Kunst oder ihre Publikationen die dortigen diktatorischen Regime kritisiert hatten und deswegen flüchten mussten. Hier knüpfte Manu als Junge die ersten Kontakte nach Lateinamerika, wo es ihn später immer wieder hinziehen sollte. Nicht zuletzt aus diesen frühen Erfahrungen stammen auch die teilweise antiglobalistischen und linksradikalen Tendenzen in seinen Texten. First steps Da seine Eltern zudem musikalisch waren, lernten Manu und sein Bruder Antoine verschiedene Instrumente zu spielen. Manu begann auch bald zu singen, zunächst nur in französischer und spanischer Sprache, denn das war er ja von zuhause aus gewohnt. Er spielte und sang in verschiedenen Pariser Bands, die sich "Joint de Culasse", "Hot Pants" und "Los Carayos" nannten. Dann wurde Manu Chao als Leadsänger der Band Mano Negra bekannt. Diese Band wurde 1988 von ihm selbst und seinem Bruder gegründet und eroberte sich bald durch ihren World Punk mit Ska-, Reggae- und Rockelementen eine beachtliche Fangemeinde. Viele ihrer Mitglieder spielen heute noch für Manu Chao. Weltmusik Nach der Auflösung der Band Mano Negra begab sich Manu Chao zunächst auf eine längere Südamerikatour, wo er Erfahrungen sammelte, die seinen Musikstil stark prägten. Das Ergebnis war das Album Clandestino (Reisender ohne Pass). Begleitet wird der Sänger seitdem von dem Musikerensemble Radio Bemba, welches 1996 von ihm gegründet worden war. Dieses erste Soloalbum wurde ohne Promotionmaßnahmen und Werbung vom Insider-Tipp zum Sommerhit in ganz Europa und hat sich seitdem über zwei Millionen Mal verkauft. Vor allem das Lied Bongo Bong (King of the Bongo) läuft noch heute in den Radios rauf und runter, weil es einfach immer wieder und überall Sommerstimmung verbreitet. Manu Chao singt auf der Platte Clandestino in verschiedenen Sprachen, hier bekommt der Hörer zu spüren, wie sehr sich der Sänger im Laufe seines multikulturellen Lebens eine Identität als Weltbürger aufgebaut hat. In seinen Texten macht sich Manu Chao teilweise über die Zustände in unserer Welt lustig: "Todo en este mundo es mentira, todo es mentira, la verdad!" (Alles in dieser Welt ist Lüge, alles ist Lüge, glaub mir!).Teilweise sind die Texte aber auch sehr ernst und sozialkritisch, dennoch nie auf eine penetrante Weise, sondern immer auch gleichzeitig unterhaltend. Nächste Station: Hoffnung Próxima Estación: Esperanza lautet der Titel seines zweiten Albums aus dem Jahre 2001. Es klingt dem ersten Album recht ähnlich, vor allem der markante E-Gitarrenklang aus "Bongo Bong" taucht an verschiedenen Stellen wieder auf. Immer noch spielen Reggae- und andere südamerikanische oder karibische Rhythmen, durch Flamencogitarre, Jazz und Blueselemente bereichert, eine Rolle. Dieses zweites Album ist lediglich noch multikultureller: es enthält neben Titeln auf Französisch, Portugiesisch, Englisch und Spanisch sogar ein Lied auf Arabisch und eines auf Portuñol, einer Mischsprache aus Spanisch und Portugiesisch, welche von den Bewohnern der Grenzgebiete gesprochen wird. Meist bleibt es aber innerhalb eines Liedes nicht mal bei einer einzigen Sprache - englische Strophen mit spanischem Refrain, Sprechgesang auf französisch mit arabischen Ausrufen oder sogar der Sprachenmix mitten im Satz - "Qué voy hacer? Je ne sais plus…" Mehr als ein Job Kuckuckspfeifen, Bläsereinlagen, Kindergeschrei, orientalische Klänge… Manu Chaos Ideenreichtum und seine Offenheit für verrückte Einfälle und neue Stile scheint grenzenlos. Ruhige, balladenartige Songs sowie rhythmusbetonte, fetzige Musik, die Lust auf Party macht – hier ist für jede Stimmung etwas dabei. Live merkt man dem Künstler und seiner Band die Spielfreude richtig an: Musik ist für Manu Chao mehr als ein Job. Sie ist sein Leben und seine Art, politische und philosophische Gedanken, über die Liebe und die Menschen, auszudrücken und an seine Fans weiterzugeben. Auf dem Southside-Festival und auf dem Hurricane dieses Jahres begeisterten diese fröhliche Mischung und das kreatives Chaos seiner Bühnenshow erstmals seit langer Zeit auch wieder die deutschen Fans. Wir haben euch einen Text abgedruckt, damit ihr einen Eindruck von Manu Chaos Musik und vor allem von dieser etwas ruhigeren, melancholischen Ballade bekommt… Pas assez de toi |